Verhaltenstherapie
Was ist Verhaltenstherapie?
Die Verhaltenstherapie (VT) ist im Vergleich zur Freud’schen Psychoanalyse
eine relativ junge Disziplin und hat ihre Wurzeln in den 40er Jahren.
Mittlerweile gehört sie zu jenen Fachrichtungen die wissenschaftlich
am besten untersucht sind bzw. deren Wirksamkeit durch Studien hinreichend
und zweifelsfrei belegt ist.
Kaum eine andere Therapieform bietet dermaßen viele konkrete Methoden
die individuell und in Absprache mit dem Klienten / der Klientin eingesetzt werden
bzw. bei Bedarf angepasst werden.
In der Verhaltenstherapie geht es in erster Linie um das Bewusstmachen
und Korrigieren dysfunktionaler Handlungs- und Denkmuster. Welche Konflikte
den erlernten Mustern zugrunde liegen, das Verständnis ihrer Ursachen
sowie deren symbolische Aussagen sind für die Möglichkeiten der Korrektur
weniger relevant.
Ein wesentliches Merkmal verhaltenstherapeutischer Verfahren ist
die Hilfe zur Selbsthilfe für den Klienten / der Klientin. Im Mittelpunkt steht, dem
Klienten / der Klientin nach Einsicht in Ursachen und Entstehungsgeschichte seiner/ihrer
Probleme Methoden an die Hand zu geben, die ihn/sie ermächtigen sollen,
seine/ihre psychischen Beschwerden zu überwinden.
Die Verhaltenstherapie bezieht den Klienten / die Klientin aktiv in die Therapie
mit ein bzw. ist auf das Mittun angewiesen und spricht ihm/ihr damit
eine aktive Rolle zu.
Verfahren in der Verhaltenstherapie
Um die Therapieziele zu erreichen können in der Verhaltenstherapie
inzwischen mehr als 50 verhaltenstherapeutische Einzelverfahren eingesetzt
werden.
- Konfrontationsverfahren (Systematische
Desensibilisierung, Flooding, Aversionstherapie, Reaktionsverhinderung,
...)
- Operante Verfahren (Rollenspiel, Kommunikationstraining, Training von Entspannungstechniken,
Dialektisch-behaviorale Therapie der Borderline-Persönlichkeitsstörung
nach Marsha M. Linehan, Training sozialer Kompetenzen, ...)
- Kognitive Ansätze (Kognitive Therapie
nach Aaron T. Beck, Ärgermanagemen, Stressmanagement bzw. Stressimpfungstraining,
Schmerzmanagement, Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion, Kognitive
Umstrukturierung, Akzeptanz- und Commitmenttherapie, ...)
Grundlagen der Verhaltenstherapie
Die Grundlagen der Verhaltenstherapie wurden in den 1920er Jahren
von John B. Watson (1878–1958) gelegt.
Verhaltenstherapeutische Verfahren basieren ursprünglich auf der
Lerntheorie. Die Grundidee ist, dass störungsbedingtes Verhalten erlernt
wurde und auch wieder verlernt werden kann bzw. dass angemessenere Denk-
und Verhaltensweisen erlernt werden können.
Das Begreifen von Verhalten als erlernt, und damit auch als verlernbar
und neu lernbar, und das von Ivan Pavlov eingeführte Prinzip der Konditionierung
wurden in den 1950er Jahren von B.F.Skinner, Joseph Wolpe und Hans Eysenck
aufgegriffen und zum sogenannten Behaviorismus ausgearbeitet. In den1960er
und 1970er Jahren entwickelten Aaron T. Beck und Albert Ellis ihre kognitive
Verhaltenstherapie, die die Wahrnehmungen und Überzeugungen anspricht,
die das Verhalten bestimmen.